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Eine glänzend geschriebene Kritik des Wertepalavers
Werte sind weder universal – sonst müssten wir nicht eigens von christlichen, westlichen Werten etc. sprechen – noch resistent gegen die rasende Beschleunigung der Moderne. Werte können auch keine Stabilität vermitteln, das vermögen nur sozialer Friede und Friede unter den Staaten. Dennoch ist das Gerede von den Werten inflationär geworden. Warum? Eberhard Straub nennt die Gründe: Erstens weil eine neutrale Verfassungsordnung mit Sinn aufgeladen werden will, zweitens, weil eine gesellschaftliche Zerrissenheit überspielt werden muss und drittens, weil die Ökonomisierung fast aller Lebensbereiche (Paul Valery klagte schon 1929, dass ästhetische und geistige Produkte wie Börsenwerte gehandelt würden) nach einem Gegenbegriff verlangen.
Der Zweck heiligt die Werte
Proklamierte Werte sind Folgeerscheinung des Kapitalismus, in dessen Umfeld Alles und Jedes nur in Form einer Be-, Ab-, Auf-, Um- oder Verwertung einen Sinn ergibt. Hier verortet Eberhard Straub die Ökonomisierung der menschlichen Würde, eben ihre häppchenweise Verwertung zum Missbrauch durch zeitgebundene Partikularinteressen.
‚Wer Wert sagt, will geltend machen und durchsetzen. Tugenden übt man aus; Normen wendet man an; Befehle werden vollzogen, aber Werte werden gesetzt und durchgesetzt. Wer ihre Geltung behauptet, muss sie geltend machen‘, zitiert Straub Carl Schmitt und ergänzt: ‚Alle postulierten Werte hängen vom Standpunkt, Gesichtspunkt oder Blickpunkt eines Einzelnen ab, der nie ein Ganzes zu erfassen und zu beurteilen vermag. ‚ Werte sind nicht neutral, weil deren Verfechter Partei ergreifen und Vorherrschaft erringen wollen, ein Ehrgeiz, der allerdings mit dem beanspruchten Charakter der Objektivität verbrämt werden soll.‘