Der Bezug des Faschismus auf die Romanità – das antike Römertum –, die Idee des Fascismo universale, der imperiale Gedanke sowie das verhängnisvolle Achsen-Bündnis mit Hitler und der vom Balkon des Palazzo Venezia in Rom aus verkündete Kriegseintritt Italiens im Juni 1940 werden eingehend beleuchtet. Mit großer Sachkenntnis wirft der Autor auch einen Blick auf die vom faschistischen Staat unternommene Ästhetisierung der Politik und dessen künstlerische Ambitionen.
Im Juli 1943 aufgrund einer Verschwörung von Königshaus und Militär von seinem eigenen Faschistischen Großrat über Nacht entmachtet, schien das von ihm in zwei Jahrzehnten geschaffene und vermeintlich festgefügte Regime innerhalb weniger Tage wie Schnee in der Sonne zu schmelzen. An wechselnden Orten gefangen gehalten, jedoch von einem deutschen Spezialkommando befreit, fand sich Mussolini in der Folge als Regierungschef der Repubblica Sociale Italiana von Deutschlands Gnaden am Gardasee wieder, bis er nach 600 Tagen von Partisanen erschossen und öffentlich zur Schau gestellt wurde.
Mussolinis Faschismus schien damit Geschichte zu sein, feierte jedoch schon 1946 in Gestalt der neofaschistischen Partei MSI (Italienische Sozialbewegung) seine politische Auferstehung. Geblieben sind zudem, wenn auch für viele meist unbemerkt, Ausdrucksformen faschistischer Ästhetik, die bis heute in Marketingstrategien und Popkultur erkennbar sind.
Werner Bräuninger, geb. 1965, ist freier Publizist. Seine Arbeiten über die innere Opposition im NS-Staat sowie über die geistige Herkunft des Grafen Claus von Stauffenberg aus dem Kreis um den Dichter Stefan George wurden kontrovers diskutiert. Seine Veröffentlichungen fanden Beachtung von der FAZ über die Welt bis zur renommierten Zeitschrift für Geschichtswissenschaft.